Meinung des Tages: Was haltet Ihr vom Schulfachexperiment "Fit For Life"?
In der Schule wird den Schülern i.d.R. so einiges beigebracht: Egal, ob Analyse literarischer Texte, Kurvendiskussionen, verhaltensbiologische Grundlagen, Gesetze der Mechanik, Aufbau von Molekülen oder historische Ereignisse wie Investiturstreit oder Versailler Vertrag; die Lehrpläne sämtlicher Schularten in Deutschland sind für gewöhnlich mit vielen Inhalten gefüllt, mit dem Ziel, die Schüler mit einem möglichst breitgefächerten Fundament an Allgemeinbildung und Basiskompetenzen ins Arbeits- oder Universitätsleben zu entlassen.
Doch insbesondere wenn für die Ausbildung oder das Studium ein Umzug ansteht und man im neuen Lebensabschnitt erstmals auf sich alleine gestellt ist, sind viele junge Erwachsene erstmals mit den ihnen bisher unbekannten Problemen des Alltags konfrontiert: "Wie erledige ich einen Behördengang?", "Bei wie viel Grad wird Schmutzwäsche gewaschen?", "Wie mache ich eine Steuererklärung?", "Wie haushalte ich richtig?" wären dabei nur ein paar möglicher Fragen, die aufkommen könnten.
In Hessen wird an einer Schule derzeit das Wahlpflichtfach "Fit For Life" angeboten, in dem Schüler - neben den gewöhnlichen Inhalten des Lehrplans - vor allem solche Kompetenzen erlernen sollen. Das Fach, das momentan noch als Experiment gilt, wird sowohl von den Schülern als auch Eltern sehr gut angenommen.
Da Bildungspolitik Ländersache ist und unterschiedlich gehandhabt wird, ist es jedoch fraglich, ob ein derartiges Modell flächendeckend eingeführt werden könnte. Bedarf hierfür allerdings wäre zweifelsohne vorhanden.
Unsere Fragen an Euch: Würdet Ihr ein derartiges Fach an deutschen Schulen begrüßen? Welche Inhalte sollten Eurer Meinung nach in diesem Fach gelehrt werden und wieso? Für welche Schulformen sollte es das Fach geben und inwieweit sollten sich die Inhalte unterscheiden? Gibt es ggf. Fächer, die anstelle aus dem Lehrplan gestrichen werden sollten?
Wir freuen uns auf Eure Antworten.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quelle:
61 Antworten
Das einzige, was ich in allen Schulen einführen würde, was in der Folge auch alle angesprochenen Probleme nachhaltig lösen wird:
Lernt gescheit im Internet zu recherchieren (inkl. andere Suchmaschinen als Google bzw. man muss in spez. Fällen evtl. erst eine passende Seite herausfinden, die es in den Suchergebnissen meist nicht nach oben schafft) und wenn ihr wirklich nicht weiterkommt, müsst ihr wissen wie man gescheit Fragen im Internet stellt! Dazu ist auch div. Wissen aus der Schule nötig, auch wenn ihr es zu lernen dort langweilig fandet!
Leider siehe ich auch hier ständig, dass sich die Leute kein bisschen Mühe geben zumindest die Suchfunktion hier auf der Seite zu nutzen oder einfach mal im entspr. Unterbereich die Überschriften der letzten paar dutzend Threads zu überfliegen, ob dort was ähnl. diskutiert wurde. Selbst wenn's doch so anders ist, dass es nicht hilft, kann man z. B. sehen welche Infos sehr oft nötig sind.
Von >1 Thread der den selbe Fragestelle mit defakto der selben Fragestellung kurz hintereinander erstellt ganz abgesehen. Da fühle ich mich als Helfer verarscht, weil man das eben meist nicht gleich sieht und oft unnötig was schreib, was dem OP schon geschrieben wurde :-(
Z. B. kriegen die Leute in der Schule oder Nachrichten offensichtlich nicht mit, dass viele schulische Dinge von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Das führt dazu, dass man als Helfer entweder viel Zeit verschwenden muss sowas grundlegendes nachzufragen oder die Helfer fühlen sich verarscht und antworten garnicht.
Oder im Computer-Bereich schreiben viele nicht mal was zum Rechner geschweige denn zum OS dazu, auch wenn die Frage offensichtlich OS-spez. ist, obwohl im Unterricht zumindest am Rand erwähnt wird, dass es versch. OS gibt.
Außerdem, ich zitiere aus dem verlinkten Artikel:
Wäsche waschen
Also bei mir in der Realschule gab's ein 4. Kernfach, wo man u.a. kochen lernen konnte. D.h. dort wurde man sogar geprüft (vllt. nicht direkt in praktischem Kochen) und konkurriert mit Natur und Technik und 2. Fremdsprache.
Überweisungsträger ausfüllen
Hab mein erstes Girokonto Anfang der 2000er bei der örtl. Sparkasse bekommen. Selbst da hatte ich schon Online-Banking. Heute bin ich bei einer Direkt-Bank, wo's keine Filialen mit Überweisungsträgern gibt. Sprich die Schule wird zwangsläufig bei solchen Entwicklungen immer stark hinterher hinken und somit eher lebensfremd sein.
Steuererklärungen machen
Da ändert sich auch ständig soviel. Zudem gibt's soviele Varianten, z. B. Azubi-Gehalt unter der Freigrenze (=Steuererklärung macht oft nicht soviel Sinn) oder darüber bzw. lohnt es sich für einen Studenten eine Steuererklärung zu machen wenn er nix verdient, etc.
notting
Aber wenigstens Grundlagen beim Banking, Steuern, Versicherung könnte vermittelt werden. Klar ändert sich von Jahr zu Jahr was. Aber ein Grundwissen wäre förderlich. Und wenn ich so den demografischen Wandel in Deutschland ansehe, kann man vieles auch nicht von den Eltern verlangen.
Die Grundzüge der Statistik und des wissenschaftlichen Arbeitens (vor allem Quellenrecherche, Seriositätsprüfung etc.) gehören in jeder Schule gelehrt. Das würde viele alltägliche Diskussionen überflüssig machen. Viele haben keine Ahnung wie man statistische Werte interpretieren muss oder wie man eine seriöse Quelle von einer unseriösen unterscheidet.
Würdet Ihr ein derartiges Fach an deutschen Schulen begrüßen?
Oh Gott, ja. Auf jeden Fall. Ich würde als Elternteil mich sogar finanziell an irgendwas beteiligen, wenn man irgendwelche Lehrmittel dazukaufen müsste oder für Ausflüge oder sowas.
Welche Inhalte sollten Eurer Meinung nach in diesem Fach gelehrt werden und wieso?
my first flat - Wo muss ich mich überall anmelden, wenn ich eine erste Wohnung habe (Versicherung, GEZ, Strom)
fit for life - Wie nähe ich einen Knopf an? - Wie mache ich eine Steuererklärung? Wie eröffne ich ein Konto? Was passiert, wenn man sein Konto überzieht? Was passiert, wenn man einen Schufa-Eintrag hat und wie bekommt man diesen? Was passiert, wenn ich einem Gerichtsvollzieher die Tür nicht aufmache? Welche Versicherungen brauche ich im Leben und welche nicht?
Für welche Schulformen sollte es das Fach geben und inwieweit sollten sich die Inhalte unterscheiden?
Für alle Schulformen, man könnte im Gym dann z.B. den Unterricht auf Freiwilligenbasis laufen lassen und HIER mit der Steuererklärung anfangen und nicht in der Grundschule. Die Module sollten schon altersgerecht sein; einem Grundschüler was über eine Hausratversicherung zu erzählen macht eher wenig Sinn.
Gibt es ggf. Fächer, die anstelle aus dem Lehrplan gestrichen werden sollten?
Kunst, Musik, Sport. Nicht falsch verstehen, ich finde Sport als Schulfach schon wichtig. Kunst und Musik sind für mich zwei absolut sinnfreie Fächer. Wer später mal Musik oder Kunst studieren möchte, der kann und wird sich in seiner Freizeit weiterbilden. Diese Fächer auch noch zu benoten finde ich noch mal doppelt bescheuert. Nicht jeder kann zeichnen, und nicht jeder kann singen. Auch finde ich teilweise Geschichte komplett überholt (ich erinnere mich an stundenlange Einheiten über die Schlacht im Teutoburger Wald...)
Natürlich. Die kaufen sich doch alle Klamotten bei Shein, tragen sie ein paar Mal und dann werden sie sowieso weggeworfen.
Vielleicht sollte ein Teil des Fachs "nachhaltig Leben" beinhalten. Dann könnte man "Knöpfe annähen", dass und wie man das macht als exemplarisches Beispiel dienen.
my first flat - Wo muss ich mich überall anmelden, wenn ich eine erste Wohnung habe (Versicherung, GEZ, Strom)
haha, glaub mir, die melden sich schneller als du denken kannst :D
Versicherung - bekommt kein Mensch mit. Wenn du das erste Mal die Bude unter Wasser gesetzt hast, der Mieter unter dir den Schaden ersetzt haben möchte und man neue Möbel kaufen muss, dann kommt das Thema das erste Mal aufs Tableau :) - GEZ - die brauchen ne Weile (ich spreche aus Erfahrung *ggg*), Strom macht meisten der Vermieter - erste Sperrung nach drei Nichtzahlungen... Ich meine, ist ja wichtig, sowas zu wissen :)
Versicherung: Kommt man einem tüchtigen Berater in die Fänge, hat man schnell einen Haufen Policen am Hals, wovon man nur eine oder zwei wirklich braucht.
Strom: Wie kaufe ich Strom günstig ein? Was ist Grundversorgung, was ist Ersatzversorgung? Worauf muss man bei der Auswahl der Anbieter achten?
GEZ/Rundfunk: Ist in drei Minuten abgehandelt.
tja, genau - hätte mein Sohn irgendwas von Versicherungen gewusst, dann hätte er eben nicht den Fehler gemacht, zwei abzuschließen, die er gar nicht braucht :) Und bevor jemand sülzt - ich war nicht vor Ort, die wurden ihm bei der Bundeswehr aufgedrängt. Und ich meine wirklich AUFGEDRÄNGT ("egal, was man dir erzählt hat... die Versicherungen brauchst du, bei der BW läuft das anders...", "wenn du DIE nicht abschließt, ist dein Leben dem Tode geweiht..." oder so ähnlich)... ich hab ihn da wieder rausgeboxt.
Für Grundschule und bis zur 6. Klasse finde ich sowohl zeichnen, als auch musizieren und Sport auf jeden Fall wichtig. Sport sogar dauerhaft.
Es gibt zu viele Kinder die seitens des Elternhauses nicht gefördert werden und diese könnten, ohne das Angebot nicht mal erfahren, dass sie ein Talent sind.
Also Musik und Zeichnen Pflicht, zumindest bis Klasse 6.
Sport würde ich sogar ausdehnen und einen kompletten Sportvormittag einbauen, indem es sich rentiert bereits mit Sportkleidung zur Schule zu kommen, dieser Unterricht sollte dann aber abwechslungsreicher sein und für kleine Gruppen diverse Angebote bereithalten. Könnte ja auch mit anderen Klassen zusammen sein, von Zirkeltraining, über Gymnastik, Ballsportarten, sowie Geräteturnen und laufen, springen, jeder soll das machen können, was ihm Spaß macht. Schwimmen geht ja auch mal zur Abwechslung. Sport also grundsätzlich Bewegung ist sehr wichtig und das sollte man den Kindern auch so beibringen und zur Routine werden lassen ,jedenfalls so gestalten, dass das Kind Spaß an etwas findet, Talent entdeckt werden könnte und man dran bleibt.
Dem stimme ich zu. Bewegung macht für alle Sinn, es sollte aber jedem die Wahl der Sportart überlassen bleiben, nach Neigung, Eignung und Interesse. Bei Kunst und Musik gibt es aber Begabte und Unbegabte, die man dann ggf. eher zu ihrem Glück zwingt.
Wie Hjalti schon schreibt unten drunter, Vera Birkenbihl hat hier auf YouTube wirklich spannende Videos. Und zwar werden wir mit 100% geboren und Erziehung/Bildung zwängen uns in Schubladen, damit geht einiges an Möglichkeiten verloren, ich glaube nicht, dass es perse kein Talent gibt, ich persönlich kann auch nicht malen/musizieren, doch hätte ich es früher gelernt bzw. wäre früher gefördert worden dahingehend, könnte das heute anders sein.
Meine Stärken liegen in anderen Dingen, aber davon ab, natürlich sollte Musik/Kunst seitens Schule nicht bewertet werden, denn das liegt im Auge des Betrachters/Hörers und damit fördert man kein Talent, sondern das Kind bußt lediglich Selbstbewusstsein ein.
Meine Steuererklärung mache ich selber obwohl ich es nciht gelernt habe. Es gibt dazu Texte die man sich durchlesen kann und lesen habe ich gelernt. Knöpfe nähe ich mir auch selber an. so schwer ist das auch wieder nicht. Das erschließt sich schon von selbst. Bei GEZ anmelden habe ich gewust. Wozu gibt es Internet. Wenn man lesen kann, ist doch alles in Ordnung, ansonsten fragt man jemanden. Dafür braucht es kein Extra Fach. So blöd ist doch keiner.
Die Koryphäe Vera Birkenbihl r.i.p. hat dazu schon vor Jahren Bücher geschrieben, Videos gedreht, Vorträge gehalten. Und sie hat einfach nur recht, unser Schulsystem krankt und das nicht erst seit gestern.
Ein solches Fach wäre in meinen Augen zumindest ein Anfang. Oder weiß jmd von den Schulabgängern, wie Online-Banking funktioniert? Hat jmd mit ihnen darüber gesprochen, wie sie am besten Geld anlegen? Wie man eine Steuererklärung macht? Wie ein Ofen oder ein Kühlschrank funktioniert? Naja, Hauptsache sie haben irgenwann mal eine 5-seitige geschichtliche Abhandlung geschrieben, von der sie 1/2 Jahr später genau nichts mehr wissen und gelernt, dass man fragen muss um einem menschlichen Bedürfnis nach kommen zu dürfen. Und dass eine andere Person dann darüber entscheidet und das auch noch verbieten kann.
Das stimmtsie sagte jedoch auch, dass jeder mit Talent für alles geboren wirdes nur auf die Förderung ankommt 😊
Ich würde so ein Schulfach auf jeden Fall auch begrüßen.
Als ich mein Abi gemacht habe und zum Studium vom ländlichen Elternhaus in eine größere Stadt gezogen bin, ist mir erst richtig aufgefallen, wie wenig ich vom "echten" Leben weiß. Und das obwohl ich schon immer relativ selbstständig war, neben der Schule gearbeitet habe und die ein oder andere Lebenserfahrung mitnehmen konnte. Die Tatsache, dass ich meinen Strom in meiner eigenen Wohnung selbst anmelden muss oder dass der Rundfunkbeitrag pro Haushalt gezahlt werden muss, obwohl man z.B. gar keinen Fernsehanschluss hat, war mir nicht bewusst.
Natürlich ist es auch Erziehungssache der Eltern, inwieweit sie Ihre Kinder auf das spätere Leben vorbereiten, ob das Kind/ die Kinder im Haushalt mithelfen müssen, ob Taschengeld gegeben wird (wenn ja in welcher Höhe) und ob beigebracht wird, wie mit diesem Geld umzugehen ist etc. aber ich finde mit einem entsprechenden Schulfach kann man hier schon sehr viel machen.
Tatsächlich hatte ich auf der Realschule "Hauswirtschaftslehre" als Fach, in welchem wir Kochen und alltägliches Wissen wie z.B. richtiges Lüften gelernt haben. Freunde, die in einem anderen Zweig waren und das Fach deshalb nicht auf dem Lehrplan stehen hatten, haben sich aktiv darüber beschwert, dass sie das Fach nicht haben, obwohl es für ihr späteres Erwachsenendasein von Bedeutung wäre - das perfekte Beispiel dafür, dass solche Lerninhalte positiv aufgenommen und für wichtig empfunden werden.
Um jetzt die Frage zu beantworten, was meiner Meinung in so einem Fach gelehrt werden sollte:
- "Führung" des eigenen Haushalts: Kochen, Lüften, Putzen, Bedeutung von Hygiene, Wäsche waschen, Ummelden bei Umzug, Strom anmelden etc.
- "Finanzen": Methoden mit seinem Geld umzugehen (z.B. 50-30-20-Regel), Geldanlage (Fonds, Aktien, Bausparer), private! Altersvorsorge, Online-Banking...
- "Gesundheit": Geht mit Sport und körperlicher Gesundheit einher, hier aber vor allem auch die Theorie, die dahinter steckt und ein Fokus auf die psychische Gesundheit: Muskelaufbau, Gemeinschaftsgefühl durch Gruppensport oder Selbstliebe durch Meditation und Yoga, verschiedene Essensgewohnheiten, die Bedeutung und Auswirkung von Ernährung, Anzeichen/ Symptome für eventuelle Nährstoffmängel (viele wissen nicht, dass beispielsweise ein Eisenmangel über längere Zeit in schlimmere Krankheiten wie eine Anämie oder Depression enden kann.) usw.
Es ist sehr deutlich das es einen Magel an derart Lebenspraktischen Unterrichtsinhalten gibt. Dabei sollte dies ein wesentlicher Teil der Schulbildung sein. Ich halte es aber nicht für sinnvoll diese Inhalte in ein Wahlpflichtfach zu stecken, sondern es sollte ein Pflichtfach sein, und das über alle Schulformen hinweg. Es müsste auch kein eigenes Schulfach sein, die Inhalte kann man auch auf andere Fächer verteilen. Es wäre durchaus möglich im Deutschunterricht zu lehren wie man Formulare korrekt ausfüllt. Ebenso könnte man im Chemieunterricht die Wirkungsweise von Waschmitteln besprechen und dabei auch die Anwendung einbeziehen. Die Berechnung einer Steuerrückerstattung ist etwas für den Mathematikunterricht.
Es wäre durchaus möglich im Deutschunterricht zu lehren wie man Formulare korrekt ausfüllt. Ebenso könnte man im Chemieunterricht die Wirkungsweise von Waschmitteln besprechen und dabei auch die Anwendung einbeziehen.
Das ist eine gute Idee.
Das halte ich für überflüssig, denn das ist nun wirklich was, was alle Eltern ihren Kindern leicht beibringen können und was wohl keine besonderen Kompetenzen erfordert.