Seid ihr stolz auf den Juni?

Das ist natürlich wahr, allerdings sind auch diese Menschen - so dämlich ihre Aktion auch ist - nicht stolz auf den Monat an sich sondern auf das Land, wenn ich es richtig verstanden habe. Der Fehler liegt hier also eventuell auch einfach in der Formulierung der Frage.

Du weißt glaube ich, was ich meine. Errungenschaften wie Abschluss der Ausbildung, Beförderung im Beruf, erstes Auto, erstes Eigenheim, Hochzeit, erfolgreicher Muskelaufbau, Reduktion von Körperfett, neue Bestzeit beim Triathlon, sowas in die Richtung.

Auffällig ist, dass das alles Dinge sind, die Du alleine auf Dich gestellt erreicht hast. Es ist nichts darunter, bei dem Du Teil eines größeren Ganzen warst, das Erfolge erzielt hat. Es ist nichts darunter, von dem auch andere profitieren. Es ist somit auch nichts dabei, das nach Deinem Ableben noch eine Relevanz hätte.
Das halte ich für eine eingeschränkte Sicht der Dinge.

Es ist nichts darunter, von dem auch andere profitieren. Es ist somit auch nichts dabei, das nach Deinem Ableben noch eine Relevanz hätte.

Möchtest du provozieren, oder ist deine eigene Sicht der Dinge womöglich etwas eingeschränkt?

Durch meine abgeschlossene Ausbildung und meine Beförderung im Beruf bin ich mittlerweile einer der besseren in meinem Gebiet und kann somit Projekte umsetzen, die die Leben sehr vieler Menschen bereichern.

Außerdem zahle ich durch meinen Aufstieg in höhere Gehaltsklassen weit mehr Steuern und leiste somit einen größeren Beitrag zum Funktionieren dieses (Sozial-)Staates.

Mein Steuergeld trägt dazu bei, dass Menschen wie mein Bekannter aus Nigeria hier bei uns in Frieden leben können, anstatt in ihrer Heimat von irgendwelchen Warlords als Kanonenfutter verheizt zu werden und genau dafür hat er sich bei mir auch schon mal bedankt.

Mein Gehalt ermöglicht es mir auch, mehrmals pro Jahr für Vier Pfoten und Wikipedia zu spenden.

Durch meine Hochzeit entstand die Einheit mit meiner Frau, und mit Hilfe meiner Frau haben wir gemeinsam das Eigenheim erreichen können. Dieses Eigenheim wird später mal unser Kind erben. Der Immobilienbesitz könnte sogar den Grundstein dafür legen, dass die Generationen, meiner Familie, die nach mir kommen, es nicht mehr so schwer haben im Leben, sondern gleich mit mehr Wohlstand starten können und somit ihre Lebenszeit in nachhaltigere Tätigkeiten als nur das Streben nach finanzieller Sicherheit stecken können.

Durch meine Erfolge im Kraftsport und Leichtathletikbereich halte ich meinen Körper gesund, was ebenfalls direkten Einfluss auf andere hat. Denn ich koste somit dem Staat und dem Steuerzahler nicht soviel Geld wie Menschen, die auf ihre Gesundheit pfeifen und dann ständige Behandlungen von der Gesundheitskasse benötigen.

Abgesehen davon habe ich 1 Jahr meines Lebens meinem Land gedient, habe Sachspenden ans örtliche Tierheim gemacht, habe mehrmals beim Flohmarkt für einen guten Zweck mitgearbeitet (Erlös ging an armutsgefährdete Familien), habe in zwei Vereinen mit insgesamt 70 Mitgliedern Tätigkeiten übernommen, habe in unserer Stadt bei knapp 10 Konzerten und Musikfestivals in der Organisation mitgearbeitet – alles ehrenamtlich und ohne Bezahlung, weil ich mir das dank meines Einkommens leisten kann.

Und was hast du so für die Allgemeinheit geleistet?

Das klang erst wieder sehr nach Einzelkämpfermentalität, bei der das "gemeinsam mit anderen" auf der Strecke bleibt. Nach einem Leben, bei dem der Gemeinnutz nur ein unverhoffter Beifang ist.
Aber im allerletzten Absatz klang dann überzeugend durch, dass auch ein Miteinander mit anderen ein Anlass sein kann, auf eine gemeinsam erbrachte Leistung stolz zu sein.
Das nochmal hochskaliert auf eine Ebene einer Region, eines Landes, eines Kulturkreises wie Europa oder sogar auf die ganze Welt - so fühlt sich dann der Stolz auf Leistungen in einem noch größerem Rahmen an. Der eigene Beitrag dazu ist zwar anteilig gering, aber das Gesamtergebnis kann dennoch großartig sein.