Der Einsatz von chemische Waffen im 1. WK - ein gezieltes Kriegsverbrechen?

3 Antworten

Chemische Waffen waren durch die Haager Landkriegsordnung von 1899 verboten, jedoch offenbar nicht ausdrücklich genug (man konnte auch die konkrete chemische Entwicklung solcher Waffen schlecht voraussehen). Somit blieb Spielraum für die Auslegung der Regeln und als 1914 der Krieg entfesselt wurde, hielt sich niemand an dieses Verbot.

Frankreich setzte gleich zu Beginn dieses Krieges Xylylbromide gegen deutsche Truppen ein, was somit zu einer frühen Barbarisierung aller Seiten dieses Krieges und somit in der Folge auch zur Nutzung von Giftgas durch deutsche und britische Truppen führte. Die Deutschen setzen in der Folge dann ebenfalls Xylylbromide gegen die Russen und später auch gegen die Franzosen ein.

Schließlich führten die Franzosen ab 1916 auch das hochtoxische reine Phosgen ein, das sich als wirkungsvollstes Giftgas des Krieges erweisen sollte. Ironischerweise starben am Ende aber mehr Franzosen an Phosgen als Deutsche, was daran lag, daß die Deutschen damals über bessere Gasmasken verfügten.


ASTRIX81  13.05.2024, 16:48

Giftgas wurde nach dem Weltkrieg zwar geächtet, aber wiederum nicht ausdrücklich genug. Das Genfer Protokoll von 1925 wurde von vielen Nationen nur zögerlich unterzeichnet. Staaten wie die USA oder Japan unterzeichneten es erst in den 1970ern!

Die Briten unter Winston Churchill vergasten Anfang der 1920er aus der Luft auch muslimische (kurdische) Zivilisten, die gegen die Vorherrschaft des britischen Imperiums rebellierten.

Auch die Spanier setzten im Rifkrieg 1924 C-Waffen gegen aufständische Berberstämme ein.

Die Italiener wiederum nutzen Giftgas, um damit Afrikaner (Äthiopier) in ihren Kriegen von 1922 und 1937 aus der Luft zu vergasen.

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Peterwefer  13.05.2024, 21:26
@ASTRIX81

Das Problem ist und bleibt: An chemische Waffen ist zu leicht zu kommen. Es ist ja kaum noch übertrieben, wenn ich sage: Das Zeug kann sich jeder 13jähriger Junge in seinem Hobbylabor mit Experimentierkasten-Utensilien herstellen! Freilich ist von solchen Experimenten allerdringendst abzuraten; wenn der Junge nicht ums Leben kommen will, müssen die Sicherheitsvorkehrungen ziemlich massiv sein. Ein 5000-Euro-Luftabzug dürfte da nicht reichen.

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Laut Haager Landkriegsordnung war der Einsatz von chemischen Waffen im 1. Wk auch damals ein Kriegsverbrechen. Ganz klar. Sie wurde von allen betroffenen Staaten unterschrieben. Es gibt verschiedene Auslegungen von einigen Juristen damals, aber mittlerweile herrscht der Konsenz, dass es ein Kriegsverbrechen war.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Daoga  13.05.2024, 16:17

Haager Landkriegsordnung – Wikipedia Da steht was von einer "fünfjährigen Beschränkung" für Giftgaseinsatz, gerechnet von 1899 an. Was anscheinend nicht verlängert wurde, so daß der Einsatz im 1. Weltkrieg legal war. Erst nach dem "Völkerwürgen" im Krieg hat man sich auf diesen Paragraphen wieder besonnen: Genfer Protokoll zum Verbot chemischer und biologischer Waffen | Hintergrund aktuell | bpb.de 1925!

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Ceraphal  13.05.2024, 16:34
@Daoga

Was ich damit sagen wollte ist: Die Idee eines Begriffs des Kriegsverbrechens gab es damals schon, nur verfolgt wurde es nicht, da keines der bisher getroffenen Abkommen ratifiziert wurde. Es gab eine Beschränkung auf einige verschiedene Giftgase, welche im 1. WK eingesetzt wurden, welche zu dem damaligen Zeitpunkt bereits als Verstoß gegolten haben, allerdings wurde das Abkommen, sehr zum Vorteil der jeweiligen Fraktion interpretiert und ausgelegt.

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Die Menschen kannten vor dem 1. Weltkrieg noch keine "Kriegsverbrechen" im heutigen Sinn. Diese Ächtung hat sich erst als Resultat des Krieges verbreitet. Damals wurden Waffen primär aufgrund ihrer Wirksamkeit gewählt und da waren chemische Waffen unschlagbar. Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen von damals den Kopf schütteln würden, würde ihnen ein Mensch von heute erklären, dass manche Waffen "zu schlimm" seien. Ich finde diesen Begriff auch fragwürdig. Krieg bleibt Krieg. Entweder man lehnt ihn ab oder man befürwortet ihn, aber dass manch eine Kriegsführung nun "verbrecherischer" sein soll, als eine andere, will mir nicht in den Kopf.


Ceraphal  13.05.2024, 16:09

Das ist nicht richtig.

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Ceraphal  13.05.2024, 16:17
@pchem

Es gab schon vor dem 1. WK einige Abkommen, welche zur Regelung des Kampfablaufs getroffen wurden, welche vor allem als Vorreiter des Völkerrechts an die Genfer Konvention angeschlossen werden sollte. Darunter fiel auch die Verwendung einiger Waffentypen.

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Daoga  13.05.2024, 16:18
@Ceraphal

Aber mit beschränkter Gültigkeitsdauer, von 5 Jahren spricht der Wiki-Beitrag.

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