Hallo,

schwierige Frage. Also, eine Störung hat immer auch was mit Leiden oder Problemen in der Alltagsbewältigung zu tun. Oder bei der Essstörung auch körperlichen Problemen. Da wäre also schon mal die Frage, ob dir dein Essverhalten irgendwelche Probleme macht oder du darunter leidet.

Zweiter Aspekt ist die sog. Funktionalität. Erfüllt dein Essverhalten irgendeine Funktion für dich? Regelst du damit Stress, Gefühle, deine Beziehungen zu anderen Menschen, zieht du daraus einen Teil deines Selbstwerts, ...

Bei Essstörungen auch immer ganz wichtig: ist körperlich schon alles abgeklärt worden. In der Regel ist es ungewöhnlich mehrere Tage keinen Hunger zu haben. War das schon immer so? Hat das irgendwann angefangen, gab es dafür einen Auslöser?

Ein kritischer Punkt ist, dass du davon berichtet, dass du dann die Kontrolle beim Essen verlierst.

In jedem Fall wäre es, denke ich, mal eine gute Idee mit einem Fachmann/Fachfrau zu sprechen. Das kann z.B. die Hausärztin sein, eine Beratungsstelle oder auch eine Ernährungsberatung.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen. Grüße, Sabine

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Hallo,

danke für deine Frage. Bei der Modebranche ist es ähnlich wie bei sozialen Medien, sie erzeugen ein Bild, das nicht echt ist und das kaum erreichbar ist und führen dadurch schnell zu Selbstabwertung, geringem Selbstwert, etc. Sie propagieren ein Schönheitsideal, dass man nicht einfach so erreichen kann, sondern "für das man arbeiten muss". All das sind Aspekte in einem sehr komplexen Puzzle, aus dem sich die Essstörung zusammensetzt. Es ist aber in der Regel nicht der alleinige Auslöser oder Grund. Es hilft aber auch nicht.

Ich hoffe, das hat dir weitergeholfen. Grüße, Sabine

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Hello again,

Orthorexie läuft aktuell unter den atypischen Essstörungen, das ist eine Gruppe von auffälligem Essverhalten, die aber noch keine eigene Diagnose wie z.B. Magersucht darstellen.
Mir ist jetzt keine Literatur zu deiner ersten Frage bekannt und es ist bestimmt nicht so, dass jede Veganerin und jeder, der mal Intervallfasten ausprobiert gleich eine Essstörung hat oder in einer Essstörung landen muss. Allerdings zeigen all diese Trends eine sehr starke und teilweise auch identitätsstiftende Beschäftigung mit dem Essen und da darf man dann schon mal genauer hinschauen.
Eine Messlatte, die man manchmal anlegt ist, ob die Person ihr Ernährungsschema flexibel handhaben kann oder ob es den ganzen Alltag bestimmt. Eine weitere Frage, die man sich stellen kann ist, ob normale Sozialkontakte wie Essen gehen mit Freunden oder auf eine Party gehen möglich sind oder, ob die Angst, dass dort nicht das richtige Essen vorhanden ist zu Vermeidung führt. Und auch ganz wichtig: geht es dabei um eine Haltung (z.B. Veganismus) oder wird versucht über das Essen irgendwas anderes zu regulieren oder zu kontrollieren (dann sind wir eher wieder bei den Essstörungen).

Grüße, Sabine

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Hallo orangade,

der Hausarzt ist auf jeden Fall mal eine gute allgemeine Adresse. Es gibt auch einige Beratungsstellen, bei denen man sich anonym oder persönlich melden kann (online, telefonisch, persönlich), um sich einfach mal beraten zu lassen und zu schildern was so Sache ist. Je nachdem können die einen dann auch weitervermitteln (für eine Übersicht an Beratungsstellen: Links und Downloads - Bundes Fachverband Essstörungen (bundesfachverbandessstoerungen.de)). Sollte es um Kinder/Jugendliche gehen, kann man auch den schulpsychologischen Dienst oder den/die Schulpsychologen*in der Schule fragen. Erziehungsberatungsstellen könnten bei eigenen Kindern auch eine Anlaufstelle sein. Krankenkassen können auch unterstützen, z.B. auch dann falls es um eine Therapeutensuche geht. Man darf sich auch jederzeit gleich bei einer/einem ambulanten Therapeuten*in melden. Die haben sog. Sprechstunden-Sitzungen, in denen man erst mal schauen kann, ob eine Therapie das Richtige ist.

Viele Grüße, Sabine

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Hallo EinTeeneGirl,

ich finde es super, dass du ihr helfen willst, gleichzeitig nehme ich an, dass du selbst noch recht jung bist und, dass das damit eigentlich gar nicht deine Aufgabe ist, sondern eher die deiner Eltern.
Gleichzeitig will ich dich auch nicht im Regen stehen lassen, hier also meine Antwort:

Du kannst sie darin unterstützen, dass sie sich gut findet so wie sie ist, z.B. weil sie so toll tanzen kann oder ihr Körper wild toben kann, ... ihr Körper trägt sie durch den Tag und macht alles mit was er soll, deswegen ist er ein super Körper, nicht weil er besonders dünn ist. Ergibt das Sinn für dich?

Ganz wichtig: Essen sollte nicht kommentiert werden. Also keine Sprüche in die Richtung "du haust heute aber rein", "meinst du wirklich, du solltest das Eis auch noch essen?" und auch bei sich selbst auf solche Sprüche verzichten - als ältere Schwester bist du hier Vorbild.
Z.B. auch, wenn du mit Freude isst.

Ihr könntet auch gemeinsam coole Vorbilder suchen, die eben gerade nicht einen super schlanken Körper haben, sondern aus irgendeinem anderen Grund toll sind. Das kann man auch ganz witzig machen, indem ihr z.B. Poster damit gestaltet oder euch eine Challenge setz (5 neue coole Frauen pro Woche finden).

Das waren jetzt nur ein paar Ideen. Falls du das Gefühl hast, du brauchst hier noch mehr. Bei ANAD haben wir eine Geschwistersprechstunde, in der man sich beraten lassen kann. Schau da gerne mal vorbei!

Viele Grüße, Sabine

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Das richtige mindset zum Thema Essen finden?

Hi :)

ich schreibe hier als Betroffener. Ich war Magersüchtig, in 2 Kliniken und dachte meinen Weg rausgeschafft zu haben. 2 Jahre hat es gedauert bis sich mein Körper wieder relativ erholt hat, ich wieder ein Sättigungsgefühl hatte und ohne Hungergefühl aufgewacht bin. Seit ca 1 Jahr würde ich mich als relativ gesund bezeichnen. Ich esse genug und auch wieder alles was mir schmeckt.

Ich kann essen gehen und eine Pizza bestellen ohne mich danach freiwillig zu übergeben. Auch wenn ich wieder besser esse und ein gesundes Gewicht erreicht habe: Die Hintergedanken verschwinden einfach nicht.

Ich habe ein schlechtes Gewissen, nachdem ich große Mahlzeiten oder ungesunde Snacks gegessen habe. Ich habe dann ein unglaubliches Völlegefühl in mir und fühle mich aufgedunsen. Es kribbelt teilweise auch unangenehm an meinen „dicken“ Stellen, was wohl Einbildung ist. Als ob ich das fett fühlen könnte. Auch kann ich nicht aufhören mich im Spiegel anzuschauen. Mir gefällt mein Körper meistens nicht.

Ich habe schon sehr viel geschafft und Tage, an denen ich sehr gelassen bin. Aber das ist einfach nicht dauerhaft. Obwohl ich es nicht mehr schaffe so wenig zu essen, gerne esse und genug wiege kann ich so gut wie nie ohne Hintergedanken essen.

haben Sie einen Tipp für mich, den ich anwenden und verinnerlichen kann? Essen nimmt einen viel zu großen Teil meines Lebens ein. Es ist mein Highlight. Ich kann es nicht mehr kontrollieren wie früher und liebe leckeres Essen. Gleichzeitig hasse ich es im Nachhinein.

Ich hoffe so persönliche fragen sind in Ordnung. Das Thema holt einen immer wieder ein, auch wenn man standhaft bleibt. Im Kopf bleibt irgendwie so eine Art Restgefühl.

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Hallo nai96,

erst mal ein riesen großes Danke, dass du hier so offen von dir selbst erzählst und ja, persönliche Fragen sind voll in Ordnung.
Ich fürchte nur, dass ich dir nicht wirklich die befriedigende Antwort geben kann, die du dir erhoffst. Du hast echt schon wahnsinnig viel geschafft und es ist schön zu sehen, dass du das auch selbst anerkennen kannst. Das hat bestimmt eine Menge Energie und Kummer gekostet! Hut ab!
Ich bin mir sicher, dass du in deinen Therapien Strategien kennengelernt hast, um mit deinen Gedanken ein Bisschen umgehen zu können. Gedanken lassen sich leider viel schwerer kontrollieren, als Verhalten und je mehr man es versucht, desto schwieriger wird es. Ich fürchte, es braucht einfach noch mehr Zeit, auch wenn du schon einen langen Weg hinter dir hast. Du kannst versuchen die Gedanken mal nur anzuerkennen, ohne sie zu werten oder ohne zu versuchen sie wegzuschieben. Das kostet nur Kraft und funktioniert eh nicht oder du kannst versuchen einen Gegengedanken zu entwickeln, der dir gut tut und Kraft gibt, und diesen gegen die nervigen Gedanken setzen. Aber auch das wird alles nicht immer funktionieren. Die Gedanken rund ums Thema Essen werden erst mit der Zeit immer und immer blasser werden und manche werden vielleicht auch nie ganz weg gehen. Aber du hast alles was du brauchst, um trotzdem ein gutes Leben ohne Essstörung führen zu können.

Ich hoffe, das hat wenigstens ein wenig geholfen. Grüße, Sabine

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Hallo SuperB18,

so wie du es beschreibst besteht das Problem ja eher aufgrund einer körperlichen Grunderkrankung. Dementsprechend fällt das nicht so ganz in unseren Aufgabenbereich. Was ich aber empfehlen könnte, wäre eine Ernährungsberatung, geht auch online, z.B. bei TheraTeam (gibt aber auch noch andere Anbieter).

Viele Grüße, Sabine

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Hallo Lena1815,

du hast Recht, wenn man sich anschaut wie wahrscheinlich es ist mindestens ein Mal im Leben an einer Essstörung zu erkranken, dann sind die Häufigkeiten: binge-eating > Bulimie > Magersucht. Das gilt bei Männern wie bei Frauen. Schaut man sich aber unterschiedliche Alter an, kann das anders aussehen, weil Magersucht z.B. häufig früher im Leben auftritt, als Bulimie oder binge-eating.
Was man auch häufiger sieht ist eine Art Entwicklung, das z.B. mit einer Magersucht begonnen wird, dann irgendwann Essanfälle dazu kommen, weil diese andauernde Selbstkontrolle nicht ewig aufrecht zu erhalten ist, dann kommen gegenregulierende Maßnahmen wie Erbrechen und, wenn die dann z.B. auch nicht mehr funktionieren, weil sich der Körper gegen das Erbrechen wehrt, dann die Essanfälle übrig bleiben.
In der Literatur habe ich bisher nichts zu der Frage gefunden, ich könnte es mir aber z.B. so erklären, dass eine binge-eating Störung die "aushaltbarere" Form ist, weil man noch am Sozialleben teilnehmen kann und nicht so unfassbar viel Selbstkontrolle braucht. Aber das ist jetzt eher nur eine Vermutung von mir und kein gesichertes Wissen.

Ich hoffe das hilft ein wenig. Grüße, Sabine

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Hallo orangade,

die Binge-Eating-Störung kann eine Ursache für Übergewicht sein. Es gibt daneben aber auch noch eine Reihe anderer, die nicht unbedingt etwas mit dem Essen zu tun haben müssen: Medikamente, Stress, Depression, Lebensstil, Schlafmangel, endokrine Erkrankungen. Die häufigste Ursache konnte ich, auch bei längerem Suchen, nicht finden, aber die genannten tauchen häufig auf.

Grüße, Sabine

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Hallo Brunnenwasser,

wow, das sind ganz schön viele, ganz schön komplexe Fragen, aber ich versuchs mal:

Wie beurteilt Ihr den Faktor Social Media bei der Identifizierung von Essstörungen?
Social Media ist ein Faktor in einem sehr komplexen Gefüge. Problematisch ist, dass man nicht erkennen kann was echt ist und was nicht und der pausenlose Vergleich mit einer häufig fiktiven Welt, die im hier und jetzt nie zu erreichen ist. Da muss man schon einen sehr guten Selbstwert haben, dass einen das nicht ankratzt. Und Kindern/Jugendlichen fehlen häufig die Fähigkeiten sich davon abzugrenzen - fällt einem als Erwachsener ja schon irre schwer das blöde Handy mal liegen zu lassen.

Überwiegen die Vorteile oder die Nachteile?
Wie bei vielem kommt es darauf an wie man es einsetzt und was man sich anschaut. Es gibt auch viel Positives in den sozialen Medien: Selbsthilfegruppen, Erfahrungsberichte, Unterstützer, .... es gibt aber eben auch sehr viel Selbstdarstellung, Körperbilder, Challenges, ... die in die andere Richtung gehen. Ich denke Fakt ist, dass wir die sozialen Medien nicht mehr weg bekommen und wir/Eltern den Kindern nur mit Medienkompetenz helfen können diesen Dschungel zu navigieren.

Welche Mittel sollten Eltern wählen, damit das Thema nicht an Ihnen vorbeigeht?
Ich denke, es fängt schon mit der Entscheidung an ab welchem Alter, in welchem Umfang und auf welchen Seiten lasse ich Kinder ins Internet. Weiß ich was sie sich anschauen, reden wir darüber, kann ich sie dabei unterstützen rauszufinden was ihnen gut tut und wann sie sich schlecht mit den Inhalten fühlen, wie kann ich die Kinder stärken auch mal abzuschalten. Kann ich mit ihnen darüber reden, dass nicht alles in den sozialen Medien echt ist, ... Medienkompetenz wird einfach mit eine der größten Erziehungsaufgaben sein, so wie Verkehrserziehung, Sexualkunde, etc.

Und wie soll man sich hier auf GF als Ratgeber verhalten?
Die Hilfestellung kann sich meines Erachtens erst mal nur auf die Weitergabe von Infos und vielleicht Erfahrungsberichte beschränken. Ihr habt hier keine Verantwortung "jemanden zu retten" oder weitergehend zu helfen. Und ihr könnte eure Community hier so gestalten, dass sie vielleicht weniger Wert auf Körperbilder und andere Äußerlichkeiten legt, dass sich alle willkommen fühlen und so weiter.

Das war jetzt ne Menge Text. Ich hoffe, es hat ein Bisschen weitergeholfen. Grüße,

Sabine

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Hallo LinnyKpop13,

ich fürchte, das ist eine Gewissensentscheidung, denn du hast die wichtigsten Punkte alle schon selbst angesprochen: du musst für dich entscheiden, ob du dem/der Fragensteller*in damit hilfst oder ihre/seine Krankheit befeuerst und das wird über ein Forum wie hier sehr schwer einzuschätzen sein.

Man könnte die Person natürlich in ein Gespräch darüber verwickeln warum abnehmen für sie wichtig ist und diskutieren, dass Körperbilder nicht alles sind, ... aber das ist hier ja auch nicht eure Aufgabe in der Community und schon gar nicht eure Verantwortung. Da kommen dann eher Menschen wie wir ins Spiel, die gezielt hier her kommen, um Fragen aufzugreifen, mal eine Gegenfrage stellen oder Hilfe anbieten.

Ich hoffe, das hat ein Bisschen weitergeholfen. Grüße,

Sabine

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Hi Poppedelfoppe,

es tut mir Leid, aber ich versteh die Frage nicht ganz. Ich selbst habe/hatte keine Essstörung. Ich arbeite in dem Bereich, der Essstörungen therapiert und behandelt.

Falls die Frage ist, ob andere Personen eine Essstörung entwickeln können, weil sie wegen ihres Aussehens gehänselt werden/wurden, dann ist die Antwort, dass das ein Teil der Geschichte sein kann, aber nicht der alleinige Grund. Trotzdem hat der Wert, den unsere Gesellschaft auf Körper und Körperbilder legt und wie wir diese bewerten Einfluss. Den einen Auslöser gibt es in der Regel nicht, sondern es kommen viele verschiedene Faktoren zusammen.

Grüße, Sabine

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Aufklärung über Essstörungen schon früh bei jungen Menschen und ihren Eltern bzw. unserer Gesellschaft?

Ich selbst bin schon ein bisschen älter, aber in meiner Jugendzeit gab es schon soviel Essgestörte, was ich da schon ganz heftig fand. Es wurde aber nirgends thematisiert, was ich nicht gut fand, einfach unter dem Teppich gekehrt.

Wenn ich hier die Fragen von einigen Jugendlichen lese, habe ich das Gefühl, dass das noch viel schlimmer geworden ist.

Kinder und Jugendliche sollten nicht dauernd über Kalorienzählen nachdenken müssen, sondern sich mit altersgerechten Dingen beschäftigen und ihr junges Leben genießen.

Es ist schon wichtig, dass sie nicht zu dick werden, aber das sollte nicht ihre Aufgabe sein, das zu regeln, sondern deren Eltern. Diese sollten darauf achten, dass ihre Kinder gesund leben, keine Cola, Energyzeug oder anderen Mist trinken, gesund kochen und nicht dauernd Junkfood konsumieren.

Gibt es Unterstützung für Eltern und ihre Kinder, dass sie nicht in diese Essstörungen abrutschen, dass Eltern sensibilisiert werden, dass sie ihre Kinder entlasten und fördern können?

Vielleicht auch Ernährungsberatungen und psychologische Unterstützungen für Familien, mit mehr Bedarf in dieser Hinsicht?

Was ich grundsätzlich in unserer Gesellschaft wichtig fände, dass man Personen nicht immer über die Körperfülle definiert. Es werden Menschen oft so beschrieben: der dünne/große Mensch oder der dicke/kleine Mensch, immer Körpergröße und Körperfülle. Kann man nicht andere Merkmale finden?

Es wird oft gelobt: Ohhh hast du abgenommen? Das finde ich auch nicht gut. Ungefragt sollte man nichts in dieser Richtung fragen, finde es nicht immer positiv. Es gibt auch Einige, die durch Krankheit oder Kummer abgenommen haben.

Ich finde diese Essstörungen sind absolut ein gesellschaftliches Problem, es sollte mehr darüber aufgeklärt werden, am besten so früh wie möglich.

Ein bisschen viel Text, aber es ist etwas, was mich schon sehr berührt, weil ich einige Essgestörte kenne, die einfach kein gutes und gesundes Körperempfinden haben, auch bedingt durch unsere Gesellschaft.

LG Lunakatz😺🌞🌞🌞

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Hallo Lunakatz,

danke für deinen Post, da triffst du viele wichtige Punkte und man merkt, dass es dir ans Herz geht.

Zur Frage der Unterstützung für Familien: Erziehungsberatungsstellen können hier helfen, ebenso wie Ernährungsberatungen. Auch die Krankenkassen haben Angebote oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. An vielen Schulen werden auch Workshops in die Richtung angeboten, um Aufzuklären und Präventionsarbeit zu leisten. Ähnlich sieht es bei Jugendzentren und ähnlichem aus.

Die Idee, dass es ein gesellschaftliches Problem ist stimmt in so weit, als das Körperbilder und Normen gesellschaftlich gemacht sind und diese einen Einfluss haben. Und was deine Anmerkungen zu Kommentaren über Gewicht, Aussehen, etc. angeht, so liegst du da ganz richtig.

Viele Grüße, Sabine

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Hallo,

stationäre Klinikaufenthalte haben häufig als erstes Ziel, den/die Patient*in überhaupt erst mal wieder auf ein gesundes Gewicht zu bekommen, um dann auch sinnvoll Psychotherapie machen zu können. Im starken Untergewicht sind die geistigen Fähigkeiten häufig derart eingeschränkt, dass man gar nicht zu viel machen kann, weil das überfordern würde.

Zudem ist die Einzeltherapie nur ein Baustein, neben z.B. Gruppentherapie, Kunsttherapie, Genussgruppen, ...
4 Stunden Psychotherapie am Stück würde auch derart erschlagen, dass wahrscheinlich wenig sinnvolles dabei raus kommt. Unter Therapeut*innen gibt es den Spruch: "Therapie ist was zwischen den Sitzungen stattfindet." Soll heißen, die Zeit in der Sitzung gibt Anregungen und Impulse, die dann im Alltag umgesetzt werden müssen. Wenn ich jemanden zu sehr mit Therapie vollknalle, dann fehlt diese wertvolle Zeit, in der Dinge reifen und sich entwickeln können.

Und zuletzt, die Klinik ist häufig erst der erste Schritt in einer relativ langen Behandlungskette. Es ist eher die Regel, dass man nach der Klinik in eine weitere therapeutische Einrichtung geht, weil die alleinige Behandlung dort nicht ausreicht.

Also, um die Frage konkret zu beantworten. Einzeltherapie ist wirksam, aber es braucht noch mehr drumherum und es braucht Zeit.

Grüße, Sabine

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Hallo,

ich versuchs mal mit einer zweigeteilten Antwort. Also, so lange die/der Betroffene minderjährig ist, kann über ihren/seinen Kopf hinweg entschieden werden, wobei Therapeuten und Ärzte dazu verpflichtet sind auch Minderjährige, wenn sie "die nötige geistige Reife haben" an Entscheidungsprozessen mitwirken zu lassen. Als Eltern kann man Kinder/Jugendliche auch zur Therapie schleppen, ohne dass die da groß Bock drauf haben. Jede*r Therapeut*in würde dann versuchen einen gemeinsamen Nenner zu finden und versuchen rauszufinden, ob es nicht doch etwas gibt an dem das Gegenüber arbeiten will, dass vielleicht doch nicht so toll läuft, .... Das könnte auch was ganz anderes sein, als das was die Eltern im ersten Moment wollen. Es kann aber sein, dass der/die Patient*in nicht bereit ist an der Essstörung zu arbeiten. Dann hat Therapie wenig Aussicht auf Erfolg und da Therapie ja über die Krankenkassen finanziert wird, muss der/die Therapeut*in dann entscheiden und rechtfertigen, ob unter diesen Umständen eine Therapie überhaupt gemacht werden sollte.

Bei Volljährigen Personen haben die die volle Entscheidungsgewalt über sich selbst und müssen überhaupt nichts machen, wenn sie das nicht wollen. Wie gesagt, Therapie funktioniert nur mit einem gewissen Maß an Änderungsmotivation. Man versucht schon das auch in der Therapie zu fördern und auszubauen, aber das gelingt nicht immer.
Dann muss man in dem Moment akzeptieren, dass der/diejenige noch nicht so weit ist und vielleicht noch etwas mehr Leidensdruck braucht, um was ändern zu wollen. Aber ja, es stimmt auch, dass manche Menschen an dieser Krankheit versterben, weil sie nichts oder zu spät etwas unternehmen.

Das ist jetzt leider nicht die aufmunterndste Antwort - tut mir Leid. Wichtig ist mit der Person trotzdem immer im Kontakt zu bleiben, zu zeigen, dass man sich sorgt, dass man da ist und bereit ist zu unterstützen, wenn der/diejenige so weit ist.

Grüße,

Sabine

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Hallo M3199,

es kommt ein Bisschen auf das Setting an. Was oben beschrieben wurde entspricht dem Alltag in einer Klinik, wo es häufig erst mal darum geht wieder auf ein gesundes Gewicht zu kommen, wieder eine Mahlzeitenstruktur und angemessenes Essverhalten zu lernen. Begleitet wird das dann bereits von verschiedenen Therapieangeboten: Psychotherapie, Ernährungstherapie, Gruppentherapie, Kunsttherapie, Sporttherapie, ... ist je nach Klinik und Patient*in immer etwas unterschiedlich.
In einem teilstationären Setting, also einer Tagesklinik sind die Therapien ziemlich vergleichbar, aber man geht abends heim und wohnt dort. Eine Wohngruppe versucht die Therapie möglichst alltagsnah anzubieten, damit man nicht aus Job/Schule rausgerissen wird und man so den Übergang in ein selbständiges Leben erleichtern kann. In einer ambulanten Praxis werden Essstörungen erst dann behandelt, wenn sie nicht zu schwer sind, d.h. wenn es noch keine körperlichen oder geistigen Einschränkungen gibt.

Viele Grüße,

Sabine

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Hallo,

eine fachliche Begleitung wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit. Vorher sollte aber auch körperlich alles abgecheckt werden. Es wäre möglich, dass "einfach" eine körperliche Erkrankung dahinter steht. Hier kann erst einmal der Hausarzt weiterhelfen. Weiter wäre eine Ernährungsberatung eine Idee, um einfach mal zu schauen was braucht dein Körper, was bekommt er und wie verwertet er es. Und im letzten Schritt dann wie angesprochen eine Psychotherapie, um ggf. zu schauen was steht dahinter.

Ich hoffe, das konnte ein Bisschen weiterhelfen. Grüße,

Sabine

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Hallo,

im Grunde hat Aegroti recht. Der/Die Patient*in würde erst einmal "aufgepeppelt" werden. Das passiert in der Regel in einer Klinik und kann auch Sondenernährung beinhalten. Danach geht es dann mit Ernährungstherapie weiter, um Essverhalten wieder zu lernen. Wenn der/die Patient*in dann körperlich und geistig wieder so weit fit ist, dass er/sie therapierbar ist, d.h. wenn das Denken nicht mehr verlangsamt ist, die Konzentration nicht mehr eingeschränkt ist, wenn die Erschöpfung nicht zu groß ist, ... dann würde man entweder in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik mit der gezielten Essstörungstherapie beginnen. Danach kann es dann im teil-stationären (Tagesklinik) oder ambulanten (Wohngruppe, zu Hause) Setting weiter gehen, je nach Verlauf. Aber bei einem so niedrigen BMI muss quasi erst mal der Körper wieder fit gemacht werden.

Grüße,

Sabine

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Hallo ForumLibhaber,

was wir sehen ist aktuell eher eine Zunahme durch die Corona-Pandemie und auch, dass die Patient*innen immer jünger werden. Die sozialen Medien und das Schönheitsideal haben eine Einfluss, ja. In Ländern mit anderem Schönheitsideal gibt es z.B. viel weniger Essstörungen. Aber Medien sind eigentlich nie der alleinige Grund oder Auslöser. Dennoch ist eine gute Medienkompetenz sehr wichtig, um sich auch ein Stück weit vor den ganzen Eindrücken, die da auf einen einprasseln, zu schützen und zu erkennen was tut mir gut und was nicht. Die vielen Vergleiche machen das Leben auf jeden Fall nicht leichter, genauso wenig wie der permanente "Beschuss" mit Inhalten.

Ich hoffe, ich konnte deine Frage damit beantworten. Grüße,

Sabine

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