Woran erkennt man im Kampfsport einen fake experten?

3 Antworten

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Es gibt verschiedene Arten von Fake Experten, aber es gibt mittlerweile viele typische Verhaltensweisen die man ihnen zuordnen kann.

Es gibt den klassischen Fake Master:

1. Er glaubt über den Gesetzen der Physik zu stehen „Körpermasse hat nichts mit Kraft zu tun“. Physik sagt: doch

2. Er erklärt warum Wettkämpfe falsch sind und das jemand genauso gut kämpfen kann wenn er nur Techniken trainiert.. der klassische Pseudo Miyagi. Europäer fehlinterpretieren die typisch asiatische Höflichkeit und Bescheidenheit oft als völligen Pazifismus. Wettkämpfe gehören in der asiatischen Kampfsportkultur dazu und jede Kampfkunst (Karate, Jiu Jitsu, King Fu usw.) hat ein traditionell ein Wettkampfsystem. Selbst im Shaolin Tempel finden regelmäßige Turniere statt, die auch nach Gewichtsklassen unterteilen. Wettkampf ist die einzige Möglichkeit eine Kampfkunst funktional zu machen, wie sehr man es auch leugnen möchte.

3. Diese „Telekinese Superkraft“ Typen auf die ich nicht weiter eingehe, weil sie irrelevant sind

Aber viel interessanter finde ich die moderneren Pseudoexperten, die im Internet eine hervorragende Plattform gefunden haben. Meistens beziehen sie sich auf das Thema Selbstverteidigung.

1. Der „Traditionelle Kampfkünste funktionieren nicht“

Mal abgesehen vom griechisch römischen Ringen und dem Boxen, die selber uralte traditionelle Kampfkünste sind, basieren fast alle Techniken des modernen MMA auf ursprünglichen asiatischen traditionellen Kampftechniken, auch wenn sie teilweise im Westen weiterentwickelt wurden wie beim BJJ, Kickboxen oder Combat Sambo.

2. Der „Simpel und Effektiv“

Die beiden Begriffe sind nicht Deckungsgleich. Sambo und Brazilian Jiu Jitsu sind derzeit die verhältnismäßig erfolgreichsten Disziplinen im MMA. Das sind sie, weil sie technisch extrem anspruchsvoll und ausgefeilt sind. Klar kann es für die Selbstverteidigung sinnvoll sein wenn jemand nach kurzer Zeit schon etwas in der Hand hält, aber ein über Jahre trainierter Judo- Bjj- Sambo- Muay Thai Kämpfer oder Ähnliches wird immer effektiver kämpfen als jemand der über Jahrzehnte auf seinen „simplen“ Techniken beharrt.

3. Der Revolutionär

Er entwickelt sein eigenes „revolutionäres Selbstverteidigungssystem“ was meist aus drei Buchstaben (MSK, SWS, UCC, CCS, PFS etc.) besteht und in der Regel immer nur Prinzipien aus Krav Maga, Wing Tsun und Boxen unter einem neuen Namen kombiniert. Eignet sich aber hervorragend um Geld zu machen und wenn man sympathisch oder Autoritär genug rüberkommt erledigt der Dunning-Kruger-Effekt den Rest.

4. Der Clown

Er macht sich über Telekinese-Chi-Kraft Meister, Aikidoka, Shotokan-, Systema oder Wing Tsun Praktizierende lustig und erwähnt jedes Mal wie Realitätsfern diese Kampfkünste sind.

Klar, jede der hier aufgezählten Kampfkünste ist mehr oder weniger schlecht geeignet um sich selbst zu verteidigen oder in einem Vergleichskampf, aber was bringt es dir? Sich über jemanden lustig zu machen der noch schlechter ist als du, macht dich auch nicht besser und man sollte sich generell nicht mit den schlechteren Vergleichen.

5. Der Typ der das Prinzip von Footwork nicht versteht.

Ich lese immer wieder das Leute (oftmals Boxer) versuchen auszudiskutieren welche Kampfkunst das bessere Footwork hat. Das ist aber Schwachsinn. Footwork ist wie Schuhwerk: Wanderstiefel sind für eine Bergwanderung wirklich hervorragend geeignet und Schwimmflossen machen dich bei einem Tauchgang schneller, trägst du aber Wanderstiefel beim Tauchen oder Flossen beim Wandern, hast du schlechte Karten. Das gleiche greift beim Footwork im Kampfsport. Würde ein Ringer herumhüpfen wie ein Boxer oder ein Boxer breitbeinig und verwurzelt stehen wie ein Ringer, wird das ein sehr kurzer Kampf. Footwork ist immer Wettkampfspezifisch und lässt sich nicht auf diese Weise vergleichen.

6. Der Straßenkrieger

„Ich habe meine Erfahrung auf der Sraße gemacht und nicht auf einer Matte mit Ringrichter und Punkten“

ist einfach nur der Geheimcode für

 „Ich habe mich ein paarmal mit Saufköpfen vor der Kneipe gehauen und glaube aus irgendeinem Grund dass das besser ist als jemand der unzählige Stunden in intensives Training investiert und regelmäßig gegen trainierte Kampfmaschinen antritt“

7. Der unverbesserliche Striker

Hunderte von dokumentierten Beispielen reichen nicht um ihm klarzumachen das Grappling ein kaum vermeidbarer Aspekt des Kampfes ist, der dir im wahrsten Sinne des Wortes das Genick brechen kann wenn du keine Ahnung davon hast. Einfach auf Abstand halten funktioniert nicht und wenn du keine vernünftige Takedown defence hast, nützt dir deine Boxkombination herzlich wenig außerhalb eines Boxkampfes. Und „schau dir mal an wie George Foreman boxt, dann denkst du aber ganz anders“ ist kein Argument. Solange ein Boxsportler nie außerhalb seiner Disziplin angetreten ist, kann er auch nicht als Beispiel dafür herhalten wie sich sein Stil gegen einen anderen durchsetzen würde. (Theoretisch kann das auch bei Grapplern auftreten, habe ich aber noch nie gesehen)

8. Der Survival Spezialist

Er wird dir erklären, dass eine Selbstverteidigungssituation etwas ganz anderes ist als Kampfsport. Und das stimmt vom Ding her natürlich auch, aber seine Ableitungen daraus sind so absurd wie sie nur sein können.

„Wenn du angegriffen wirst lauf weg“

No shit Sherlock? Warum wird überhaupt jemand Opfer von Gewalt? Sie können doch einfach weglaufen.

„In einem MMA Kampf würdest du vielleicht gewinnen mit dem Schutz der Punktrichter, der Matte usw. aber auf der Straße würde ich dich frühstücken!“

Wenn du einen MMA Kampf verloren hast, dann sind die Matte und der Schiedsrichter zusammen mit dem Sportcharakter des Kampfes, das was dich davor bewahrt zum Pflegefall zu werden.

„Wenn der andere ein Messer zieht nützt dir deine Kampferfahrung eh nichts mehr“

1. Ist das kompletter Schwachsinn

und

2. Ist das so als würdest du jemandem davon abraten schwimmen zu lernen weil ihm das ja nichts nützt wenn er von einem Hai gefressen wird

„Du trainierst für den Wettkampf nach Regeln, ich trainiere ohne Regeln um zu überleben“

Nein, tust du nicht. Niemand trainiert ohne Regeln, weil er sonst nach kurzer Zeit zum Krüppel wird. Wie oft hast du denn im Krav Maga Training von hinten eine Bierflasche auf den Kopf bekommen? Wie oft wurde dir ohne Vorwarnung in die Seite gestochen? Wie oft wurdest du von 3 oder mehr Leuten gleichzeitig unvorhergesehen attackiert?

Kurzgesagt, Ist der Hauptunterschied zwischen Selbstverteidigung und einem MMA-Kampf der, dass es nicht fair zugeht. Aber der Nachteil dadurch liegt fast immer bei dir, so zu tun als hätte man sich besser geschlagen wenn man Opfer eines Überraschungsangriffs geworden wäre, ist einfach lächerlich. Im Übrigen sind das auch diejenigen, die einen Vergleichskampf grundsätzlich ablehnen mit Verweis darauf das es ja ein Regelwerk gibt. Ihre Kenntnisse haben sie fast überwiegend von Youtubern.

Ich habe die fähigsten und sozialsten Kampfsportler tatsächlich fast immer im Wettkampforientierten Kampfsport gefunden. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wettkampfsportler seit 6. Lebensjahr

RubyDeWWW  28.10.2022, 15:44

"Ich habe die fähigsten und sozialsten Kampfsportler tatsächlich fast immer im Wettkampforientierten Kampfsport gefunden." Unbedingt. Es sind auch immer die SV Experten die ihren Partner einen Angriff lassen machen und dann während er sich nicht bewegen darf schlag um schlag drauf bolzen. Wettkämpfer habe ich beim erläutern usw immer fair erlebt. die wissen halt selbst dass das einfach affig ist zu zuhauen während der andere nix machen darf und spätestens beim nächsten Sparring ne Retoure gibt.

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RagingDemon  28.10.2022, 15:46
@RubyDeWWW

Ich glaube es liegt auch daran, dass der Vergleichskampf dich mit deinen Schwächen konfrontiert und du feststellst was du eigentlich kannst oder nicht kannst. Ich denke das sorgt auch dafür dass das Ego innerhalb gesunder Maßen bleibt.

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Die Antworten hier auf Quora darauf finde ich ganz hilfreich

How to spot a McDojo - Quora

ganz albern fand ich dann diese Jedi Geschichten mit einem Wink oder so, wenn Leute da schon umfallen