@Notarzt, NFS, RS: Traumalicht?

8 Antworten

Die Hersteller behaupten zumindest, dass es beruhigen würde.

Ob das stimmt, kann niemand verneinen oder bestätigen, da man keinen objektiven Vergleich anstellen kann. Man kann schlecht Patient A vom Hausdach schubsen, damit man ihn polytraumarisiert ins Krankenhaus fahren kann und das ganze nach einem Jahr wiederholen und ihn dann mit einem solchen Patientenraumlicht fahren.

Patient B hingegen ist selbst nach einem Verkehrsunfall mit 150 völlig locker, während Patient C schon nach einem Schnitt in den Daumen psychisch völlig eskaliert. Man kann also schlicht und einfach keinen Vergleich anstellen, da zu viele Variablen in dieser Aussage "blaue Beleuchtung beruhigt Traumapatienten" stecken.

Meine persönliche Meinung ist, dass Patienten eher von einer korrekten Betreuung durch das Personal profitieren.

Angenehm ist das blaue Licht bei Nacht jedenfalls für die Augen, DAS stimmt jedenfalls. Für den Fahrer, den Kollegen der den Patienten betreut und den Patienten ist das gedämpfte Licht angenehmer, als das helle "Arbeitslicht". Diesen Effekt könnte man aber auch mit rotem Licht erreichen. Rotes Licht schont die Augen in der Dunkelheit. Im Mannschaftsraum unserer Löschfahrzeuge haben wir rotes Licht, dass der Angriffstrupp sich ausrüsten kann und trotzdem die Augen bei den nächtlichen Lichtverhältnissen angepasst bleiben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hi,

ob dieses blaue Traumalicht im Rettungswagen erfahrungsgemäß wirklich funktioniert und beruhigt?

Nun, machen wir doch ein Gedankenspiel: man stelle sich vor, es geht einem schlecht - und man bekommt die Wahl zwischen "hellem LED-Kaltweiß" und einer "blauen Ambientebeleuchtung".

Was wird man als angenehmer empfinden?

Wie sind eure Erfahrungen damit?

Grundsätzlich hat man sich durchaus Gedanken gemacht, ob eine Art Lichttherapie etwas "bringt". In einigen Bereichen, z.B. in der Dermatologie, Neonatologie oder Psychiatrie, wird es durchaus therapeutisch eingesetzt.

Die Evidenz für den Nutzen im Rettungsdienst ist gering - sehr kleine Studien belegen eine positive Wirkung, z.B. Minguillon et al. (2017).

Um daraus eine besondere Wirkung für Traumapatienten oder gar eine Empfehlung abzuleiten ist es definitiv zu wenig und zu schwach.

Aus der Praxis

Mitten in der Nacht finden es einige Patienten sehr angenehm - allerdings setze ich es gerade nicht bei kritischen Patienten ein, da die unmittelbare Patientenbeobachtung doch recht stark beeinträchtigt wird. Plötzliche Blässe, Kaltschweißigkeit, Zyanose etc. lassen sich damit schwerer erkennen.

Ein beruhigter, aber schlecht überwachter und nachfolgend schlecht behandelter Patient ist nicht das Ziel des Einsatzes. Da setze ich eher auf das Dimmen des weißen Lichts - und auf eine adäquate Patientenbetreuung während der Fahrt.

Bei unkritischen Patienten? Kann man einsetzen, wird als angenehm empfunden. Für eine besondere Wirkung fehlt - wie meine Vorredner bereits erwähnt haben - schlicht und ergreifend eine Vergleichsgruppe.

Kinder kann man damit recht gut "bespaßen" und beruhigen.

Fazit

"Angenehm" ist das blaue Licht allemal - am Ende überwiegen gerade bei der Versorgung kritischer Patienten die Nachteile die wohlmöglich vorhandenen Vorteile.

Am Ende ist es mehr eine Trendfrage und Spielerei denn eine wirklich brauchbare evidenzbasierte Maßnahme.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
Von Experte SaniOnTheRoad bestätigt

Meine persönliche Meinung: Es ist ein ganz angenehmes Licht, wenn man ohne viel Stress hinten drin sitzt. Die Patienten empfinden es möglicherweise wirklich ganz kuschelig, wobei es einen sehr aufgebrachten Menschen noch nicht berihigt hat. Zum Arbeiten ist es meiner meinung nach Mist - da braucht man gute und helle Ausleuchtung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Das wird dir kaum jemand beantworten können ohne Studien dazu betrieben zu haben.

es fehlt schlicht der Vergleich.

Wenn ich Patient A mit Traumalicht versorge und Transportiere, und es keinerlei Probleme gibt,woher weiß ich das es an dem Licht lag?

Wie wäre es mit normaler Beleuchtung gewesen?

Patient B ist hingegen kritisch und das Traumalicht „hilft“ nicht ( wie soll es denn helfen, unter welchen Bedingungen)

Lag es am Licht oder am Patienten Zustand??

Hinzu kommt, das kein Patient wie der andere ist,vergleiche also nahezu unmöglich sind.

Ich persönlich finde Licht eher anstrengend, lesen und schreiben ist extrem erschwert. Ich bekomme Kopfschmerzen um die Augen herum davon

olli

https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die-loesung-fuer-alles/die-wundersame-kraft-des-blauen-lichts-84305!amp

Mich hat es immer sehr beruhigt abends, wenn ich als 3. hinten drin saß...beim trauma hatten wir das meistens gar nicht an, sondern hatten das "große Licht" an. Wir hatten die möglichkeit verschiedene Farben einzuschalten als "Stimmungslicht" das fand ich bei älteren patienten oder bei Kindern sehr hilfreich, die hat es sehr beruhigt.